Bündnis 90/DIE GRÜNEN haben im Rahmen einer Ratssondersitzung im
Januar 2010 darauf gedrängt, dass die Verwaltung Stellung nimmt zu den
kolportierten Mehrkosten und Bauzeitverzögerungen in Sachen Umbau
U-Turm.
Nach 4 Wochen hat die Verwaltung mit zwei Vorlagen auf
die Verzögerungen beim Umbau des U-Turms und den wachsenden Kostendruck
endlich reagiert. Erste Beratungen haben im Ausschuss für Umwelt,
Stadtentwicklung, Wohnen und Immobilien stattgefunden. In mehrfacher
Hinsicht ist die aktuelle Entwicklung problematisch.
Zum Einen
sind die Kostensteigerungen nicht nur bei den Investitionen, sondern
auch bei den Betriebskosten immens. Hier erwarten wir konkrete Aussagen
darüber, wie eine Finanzierung der Mehrkosten aussehen soll. Wenn die
neue Transparenz Verwaltungshandeln prägen soll, müssen auch unangenehme
Wahrheiten rechtzeitig verkündet werden.
Zum Anderen ist
nunmehr völlig klar, dass der U-Turm Anfang Mai im Inneren bestenfalls
in Teilen besichtigt werden und von einer behindertenfreundlichen
Ausgestaltung keine Rede sein kann. Ebenso wenig werden Anfang Mai im
U-Turm die Installationen von Adolf Winkelmann zu sehen sein.
Deshalb
geht es nun darum, offensiv mit dieser Situation umzugehen. Die
Verantwortlichen sollten sich konzentrieren darauf, den Turm als
„Kunstbaustelle" zu präsentieren und ein Begleitprogramm am Bau und um
den Bau herum zu organisieren, um die zeitnahe Realisierung der
Baumaßnahmen im Inneren zu gewährleisten. Dazu gehören auch eine
ansprechende Gastronomie am Turm sowie ein Transfer zu ausgelagerten
Veranstaltungen. Ein solcher Plan B sollte unter Einbeziehung der
Kunstinitiativen in Dortmund schnellst möglichst konzipiert werden.
Trotz aller Schwierigkeiten stehen wir GRÜNEN jedoch nach wie vor zu der
Entscheidung, den U-Turm instand zu setzen und einer attraktiven
Nutzung zuzuführen.
Das Schlimmste war momentan passieren kann,
ist eine mangelnde Transparenz nach innen Richtung Verwaltung und
Politik sowie nach außen Richtung Öffentlichkeit. Es sollte nichts
versprochen werden, was nicht sicher eingehalten werden kann. Das gilt
gleichermaßen für die Baukosten wie auch für den Baufortschritt und die
Bespielbarkeit des Turms. Hier allerdings erwarten wir eine bessere
Darstellung der Beschlüsse und der Kostenfaktoren, wie sie sich heute im
Vergleich zu den Daten vor einem Jahr darstellen. Die
Grundsatzvereinbarung zwischen den Kooperationspartnern sollte
unsere Meinung die Politik stärker einbeziehen als bislang vorgesehen.
Hierzu werden wir entsprechende Änderungsvorschläge in die Ratssitzung
am kommenden Donnerstag einbringen.
Westfälische Rundschau vom 05.02.2010, Nadine Albach:
U-Turm-Umbau darf 50 Mio. Euro nicht überschreiten
Dortmund.
Auf Kante genäht - das gilt sowohl für den Zeit- als auch den
Kostenplan für das Kreativzentrum, in das sich der U-Turm verwandeln
soll. Eine nicht-öffentliche Vorlage an den Rat offenbart, wie knapp die
Kalkulation ist.
„Wir hoffen und beten, dass die Kosten
nicht weiter galoppieren", erklärte Kulturdezernent Jörg Stüdemann im
Immobilienausschuss. Der Grund: Der Umbau des U zum Kreativzentrum wird
von Land und EU gefördert - und die Kosten müssen unter der 50 Mio.
Grenze bleiben. Sonst stünde eine „zeitraubende" EU-Prüfung für das
Großprojekt an. Die sei „juristisch kompliziert" und könnte eine
„monatelange Bearbeitung sowie eventuell modifizierte Vergabeverfahren"
nach sich ziehen. Aber: Obwohl die Kosten für den Umbau schon jetzt bei
49 Mio. Euro liegen, ist er optimistisch, dass die 50 nicht
überschritten werden.
Unabhängig davon muss die Stadt mit höheren
Kosten für den Innenausbau rechnen; die Förderung deckt nur die
Herstellung eines Messebaustandards: Anfang 2009 hatte der Rat drei Mio.
Euro für den Endausbau bereit gestellt. Die werden aber nur für die
Museumsetagen vier bis sechs reichen. Für zwei und drei seien
„zusätzliche Mittel beantragt". Hoffnungsschimmer: Der
Land-schaftsverband hat eine Förderung in Aussicht gestellt, die in die
Museumsetagen fließen könnte.
Ein Kunststück steht in Sachen
Personal an: In den Bereichen Technik, Verwaltung, Bewachung des
U-Turms, Durchführung des Kinobetriebs sowie Organisation von Angeboten
auf der kulturellen Bildungsetage zwei sollen städtische Mitarbeiter
anderer Bereiche zum Einsatz kommen - ohne zusätzliche Kosten und
vermittelt durch die städtische Personalagentur. Die nehme ihre Arbeit
jetzt auf.
Jonglage bei Bau- und Betriebskosten
Interne
Jonglage ist auch bei der Kompensation der höheren Betriebskosten
nötig: Statt bei 3,76 Mio. Euro wie ursprünglich kalkuliert, liegen sie
nun 2011 und 2012 je bei vier, 2013 bei 4,37 Mio. Euro. Die
angekündigten Kürzungen beim Theater, den Kulturbetrieben und den Sport-
und Freizeitbetrieben sollen das kompensieren. Mögliche Konsequenz:
Stüdemann berät mit Kurt Eichler, Geschäftsführer Kulturbetriebe, eine
Neukonzeption der Internationalen Kulturtage „scene...": Die kosteten
durch externe Produktionen viel Geld. Einsparen könne man, indem die
vorhandenen Ressourcen genutzt und etwa am Theater entsprechende Stücke
auf den Spielplan genommen würden - das Einverständnis der
künstlerischen Leitung vorausgesetzt.
Das i-Tüpfelchen: Der
Zeitplan für den U-Turm kann nur eingehalten werden, wenn ab jetzt alles
reibungslos läuft. „Eine erneute Kälteperiode", so die Vorlage, könnte
„nicht mehr kompensiert werden".