Mario Krüger MdL

Sprecher für Kommunalpolitik,
Beteiligungen und Haushaltskontrolle

Plus Minus Normal Invert

27.09.2010: Von Kasachstan nach Dortmund, Envio wäscht Hände in Unschuld

Nachdem nun bekannt wurde, dass in den Jahren 2007-2009 über 10.000 Kondensatoren von Kasachstan nach Dortmund zu der Firma Envio verbracht worden sind, stellt sich uns GRÜNEN die Frage, ob es für die Anlage in Dortmund auch eine offizielle Genehmigung zur Anlieferung und Behandlung dieser großen Mengen an Kondensatoren aus Kasachstan gab.

Hochgradig verseuchte PCB-Trafos werden im Freien in einer Zeltkonstruktion zwischengelagertSicher ist aber, dass die Notifizierungen (vollständige Unterlagen) für die grenzüberschreitende Verbringung von Müll alle in Kopie der Bezirksregierung in Arnsberg vorliegen müssen. Im Sinne einer schnellen Aufklärung der Lieferwege ist vom neuen Regierungspräsidenten Herr Bollermann schnellstmöglich den ermittelnden Behörden /(Staatsanwaltschaft Dortmund) alle Kopien der Notifizierungen der letzten sechs Jahre zu übergeben, wobeiunbegreiflich ist, dass die Staatsanwaltschaft bis heute nicht über die Transporte aus Kasachstan informiert ist.

Anhand der Belege lassen sich die Lieferwege und die Liefermengen der Kondensatoren mit allen beteiligten Transitländern vollständig und lückenlos nachvollziehen - ohne irgendeine Sisyphosarbeit leisten zu müssen. Denn dass unter den Augen der deutschen Behörden der Verbleib mehrerer 100 Tonnen PCB-haltiger Kondensatoren ungeklärt ist, macht insbesondere vor dem Hintergrund der nunmehr mehrere Monate lang andauernden Ermittlungen sprachlos. Offen bleibt zudem die Frage, warum der Transportweg über die Luft, der deutlich teurer als der See - oder Landweg ist, genutzt worden ist.

Unerträglich ist es, dass das kasachische Umweltministerium weitere Lieferungen PCB-haltiger Kondensatoren nach Dortmund ankündigt, obwohl der Betrieb der Firma Envio weiterhin stillgelegt ist. Die Lösungen, „an denen man arbeitet", mögen wir uns nicht ausmalen. Wir erwarten, dass weitere Lieferungen ausgeschlossen werden und im Rat über diesen Vorgang berichtet wird.

 

                  

Mit Schreiben vom 24.09.2010 hat der Geschäftsführer von Envio erneut versucht, „genehmigungskonformes" Handeln durch vermeintliche Gutachten zu belegen.

Envio lässt nichts unversucht, an dem vermeintlichen Saubermannimage zu polieren. Geradezu grotesk ist der Versuch, sich gegenüber der Stadtverwaltung und dem Rat als Unschuldslamm zu präsentieren. Dabei ist längst aus allen zur Verfügung stehenden Akten sowie den Antworten der Bezirksregierung auf zahlreiche detaillierte Anfragen klar ersichtlich, dass Envio über einen Zeitraum von mehreren Jahren verschleppt, verschleiert und getäuscht hat, um einen höchstmöglichen Profit beim Recycling von Transformatoren zu erzielen.
 
So ist klar geworden, dass die Abluft aus dem Kamin sehr wohl gefiltert war, dafür aber die Tore der Halle, in der die Zerlegung der Transformatoren stattfand, häufig offen standen, so dass sich die PCB-belasteten Stäube in der Umgebung verteilen konnten. Eine Tatsache, die vom Gutachter selbstverständlich nicht untersucht werden kann, da dieser ausschließlich nach Aktenlage bewertet. Ebenso ist bekannt, dass PCB- belastete Bleche von Envio an diverse Firmen weitergegeben wurden, so dass Envio durchaus indirekt der Verursacher auch der noch erhöhten Messwerte sein kann. Jedenfalls sind die neuen Messungen für uns kein Anlass, von einem anderen Hauptverursacher auszugehen.

Noch abstruser muten die Hinweise auf die zulässige Höhe der PCB-Konzentrationen im Blut an. Da gibt es Menschen, die ihr Leben lang vor den Folgen der PCB-Konzentrationen in ihrem Blut Angst haben müssen und Envio wagt es, mit unterschiedlichen Messgrößen und Ableitungen herum zu jonglieren, obwohl es sehr eindeutige und anerkannte Referenzwerte gibt, die von Ärzten, Gesundheitsamt und Bezirksregierung zugrunde gelegt werden, um die Diskrepanz der Belastungen einzelner Geschädigter im Verhältnis zur „normal" belasteten Bevölkerung deutlich zu machen. Alles in allem ein perfides und durchsichtiges Manöver des Herrn Neupert, der von seinen Machenschaften auf dem Rücken der Mitarbeiter ablenken will.

 

 

Hinweis:

Die vermeintliche Gutachten der Firma Envio AG finden Sie unter nachfolgenden Dateien:

- Anschreiben an die Stadt Dortmund (186 kB)
- Zusammenfassung Prof. Bender (269 kB)
- Stellungnahme PCB-Immissionen (241 kB)

 

Filmbeiträge zum PCB-Skandal finden Sie unter:

Westpol-Sendung vom 24.10.2010

Monitor-Sendung vom 29.07.2010

DO21-Sendung vom 22.07.2010: Stellungnahme Frau Düsterhoff, Gesundheitsamt der Stadt Dortmund zu den Blutuntersuchungen betroffener Envio-Mitarbeiter

The PwEntertaiment vom 17.07.2010: Der PCB-Skandal