Mario Krüger MdL

Sprecher für Kommunalpolitik,
Beteiligungen und Haushaltskontrolle

Plus Minus Normal Invert

05.08.2010: Der Masterplan Wirtschaftsflächen oder wie rede ich mir einen Gewerbeflächen-Engpass herbei

Die Mogelpackung

Hinter dem wohlfeinen Begriff „Masterplan Wirtschaftsflächen" verbirgt sich die Forderung der Dortmunder Wirtschaftsförderung zur Ausweisung neuer Industrie- und Gewerbeflächen. Damit Dortmund auch zukünftig für Investoren interessant ist müssen kurzfristig neue Flächen bereitgestellt werden, so die Argumentation der Wirtschaftsförderer. Ansonsten drohe eine Abwanderung von Unternehmungen und damit ein Verlust von Arbeitsplätzen. Und das diese Argumentation verfängt, wurde an der breiten Zustimmung von SPD, CDU und FDP in der Sitzung des Rates im Juli dieses Jahres deutlich. Die Planungsverwaltung hat damit einen Arbeitsauftrag zur Einleitung entsprechender Planverfahren zur Schaffung von Baurecht erhalten.

Nun wird man sich der Inanspruchnahme von schützenswerten Freiraum zur Schaffung von Gewerbeflächen angesichts des angespannten Arbeitsmarktes nicht widersetzen wollen, sofern tatsächlich keine anderen Grundstücke ansiedlungswilligen Investoren angeboten werden können. Die Realität sieht jedoch anders aus:


Jammern auch hohem Niveau

Kurzfristig können 173 ha Gewerbe- und Industrieflächen bereitgestellt werden. Mittel- und langfristig können weitere 129,5 ha Wirtschaftsflächen zur Verfügung gestellt werden. So die Dortmunder Wirtschaftsförderung in ihrer eigenen Vorlage.

Zur Erläuterung: Als kurzfristig verfügbar gelten Flächen, die entweder sofort oder bis Ende 2011 angeboten werden können. Mittel- und langfristige Flächenpotentiale können in einem Zeitraum von 3 bis 15 Jahren aufbereitet werden.

Dortmund nimmt mit insgesamt 329 ha verfügbarer gewerblicher Bauflächen damit ein Spitzenplatz im Vergleich zu anderen Ruhrgebietskommen ein (Essen: 95 ha, Duisburg: 252 ha, Gelsenkirchen: 130 ha, Hamm: 202 ha, Herne: 78 ha, Mülheim: 58 ha, Oberhausen: 63 ha, Ennepe-Ruhr-Kreis: 151 ha).


Tatsächliche Grundstücksnachfrage ist wesentlich kleiner

In den Jahren 2001 bis 2009 wurden insgesamt ca. 166,4 ha Wirtschaftsflächen bzw. durchschnittlich 18,5 ha pro Jahr, veräußert. Als Sondereffekt ist die in 2005 und 2007 erfolgte Veräußerung der Halde Ellinghausen an den IKEA-Konzern mit insgesamt 89 ha zu berücksichtigen. Wird IKEA herausgerechnet, dann reduzieren sich die Grundstücksveräußerungen an Gewerbetreibende auf 8,6 ha jährlich. D.h. allein die kurzfristig verfügbaren Wirtschaftsflächen reichen zur Befriedigung potentieller Ansiedlungen ohne weitere Flächenausweisungen für die nächsten 20 Jahre aus.


Vertraue nur Deiner eigenen Statistik

Wie ist dieser Widerspruch zwischen den früheren Nachfragen gegenüber den derzeitigen Forderungen der Wirtschaftsförderung zu begründen? Ganz einfach: Der oberste städtische Wirtschaftsförderer, Udo Mager, hat sämtliche - zum Teil nur telefonischen - Anfragen zum Maßstab seiner Wirtschaftsflächenprognose gemacht. Völlig absurd wird diese Prognose, wenn man sich Augen führt, dass bundesweit agierende Projektentwickler und Maklerbüros häufig flächendeckend alle deutschen Großstädte mit gleichlautenden Anfragen kontaktieren und nur die Wenigsten ein erkennbares Interesse am Dortmunder Standort haben. Dies ist zu vergleichen mit dem Supermarkt in der Nachbarschaft, welcher 10.000 Werbezettel an die umliegenden Haushalte verteilt und auf der Grundlage der potentiellen Kunden seine Einkäufe beim Großhändler tätigt.


Problematische Entwicklung von neuen Gewerbe- und Industriegebieten

Buddenacker:
Rund 18 ha bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche in Dortmund-Asseln in der Nähe der B 1 sollen als Gewerbegebiet entwickelt werden.

Groppenbruch:
Die rund 30 ha große an der BAB A2 gelegene Fläche in Mengede soll für Lünen und Dortmund als interkommunales Gewerbe- und Industriegebiet ausgewiesen werden.

Osterschleppweg einschl. Asseln-Süd
Weitere 72 ha vorwiegend landwirtschaftliche Nutzflächen in Wickede, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dortmunder Flughafens sollen über die Dortmunder Stadtwerke für Gewerbeansiedlungen aufbereitet werden.

newPark
Mit einer Beteiligung von 15 % an einer Entwicklungsgesellschaft will Dortmund an der Umwidmung der früheren Dortmunder Rieselfelder in Datteln als interkommunales Industriegebiet für die „Energie- und Umweltbranche" partizipieren.

 

Unkritische Flächen

Ehem. Dörnen Stahlbau
Das 4,3 ha große Gelände der ehemaligen Firma Dörnen Stahlbau im Stadtbezirk Scharnhorst ist derzeit im Flächennutzungsplan als Industriefläche dargestellt. Aufgrund der unmittelbaren Nähe zu einem Wohngebiet kann störendes Gewerbe nicht angesiedelt werden. Geplant ist es den Flächennutzungsplan abzuändern und anstatt Industriegebiet Gewerbegebiet auszuweisen.

Bahnhof Mengede
Um die 1,7 ha geroßen DB-Flächen als Gewerbegebiet vermarkten zu können, soll ein Erschließungskonzept entwickelt werden.

Güterbahnhof Westfaliastraße
Über die Dortmunder Stadtwerke AG, der Hafen AG und der Deutschen Bahn AG sollen 20 ha nicht mehr genutzte Schienenwege als Logistikfläche und zur Ausweitung des Containerumschlages genutzt werden.

Werner Hellweg
Die unmittelbar an der B1 und an der Stadtgrenze zu Bochum in Lütgendortmund gelegene Fläche mit einer Größe von 4,1 ha sollen als Gewerbegebiet entwickelt werden.

Burgholzstraße
Als Ergänzung zum Service- und Gewerbepark Minister Stein soll eine am Nordfriedhof angrenzende 3,8 ha große Fläche im Stadtbezirk Eving in Abhängigkeit zu möglichen Vermarktungsfortschritten vorbereitet werden.

Sorbenweg
In Nachbarschaft zum Indupark, unmittelbar am Autobahnkreuz BAB A45 / BAB A40 gelegen, soll eine potentielle Erweiterungsfläche des Technologiezentrums als normales 5 ha großes Gewerbegebiet ausgewiesen werden. Nach Aussagen der Wirtschaftsförderung bestehen mit den Arealen Phonix-West in Hörde und entlang der Brennaborstraße in Oespel/Kley genügend Flächen für technologische Nutzungen zur Verfügung. Zur Zeit wird diese Fläche landwirtschaftlich genutzt.

Weitere Informationen:

Bündnis 90 / Die Grünen im Rat der Stadt Dortmund haben die Seriösität der Wirtschaftsflächenprognose kritisch hinterfragt. Ein Antwort ist der ansonsten redegewandte Geschäftsführer der Dortmunder Wirtschaftsförderung, Udo Mager, bisher schuldig geblieben. Die entsprechende Anfrage finden Sie unter folgenden Link (204 kB):

Wenn Sie sich im Detail mit dem Masterplan Wirtschaftsflächen beschäftigen wollen, dann greifen Sie auf folgende Link (3,17 MB)  zu und Sie erhalten die entsprechende Vorlage.